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Ist Botox gefährlich?

Gespeichert von Dr. Perianez am Mo., 05.05.2014 - 17:05

Immer wieder kommen Patienten zu mir und äußern Ängste zu Botulinumtoxin oder Botox®, wie es inzwischen allgemein genannt wird. Diese Ängste resultieren aus einer gewissen Unkenntnis bzw. aus der Vermischung von unterschiedlichen Informationen. Zudem trägt die Presse ihren Anteil daran, die Menschen mit irreführenden Meldungen zu verunsichern.

Botox® wird heute gezielt zur Behandlung neurologischer Erkrankungen und in der ästhetischen Medizin zur Behandlung mimischer Falten eingesetzt. In der Tat handelt es sich bei dem Medikament bzw Wirkstoff um ein Gift. Fragen zu diesem Medikament sind daher sicherlich begründet und sollten geklärt werden, inwiefern Botox gefährlich ist.

Zwei Dinge gilt es zu unterscheiden

  1. Botulinumtoxin als Folge einer sog. "Lebensmittelvergiftung".
  2. Botulinumtoxin als Medikament in Form eines gereinigten Wirkstoffes.

1. Gefahr wegen "Lebensmittelvergiftung"

Der Erreger heißt Clostridium botulinum und zählt zu den anaeroben (Wachstum ohne Sauerstoff) Sporenbildner. Als Sporen sind diese Bakterien in der Lage ungünstige Umweltbedingungen lange zu überleben. Sie kommen vor allem im Erdboden und in den Erdmeeren vor. Eine Vergiftung durch Botulinumtoxin führt zum sogenannten Botulismus. Die meisten Fälle von Botulismus gehen auf den Verzehr verdorbener Lebensmittel zurück. Hierbei vermehren sich die Keime unter Luftabschluss, wie beispielsweise in Konserven oder verpackten Wurstwaren, und sondern das Gift ab. Der Name Botulismus leitet sich von dem lateinischen Wort "Botulus" gleich Wurst ab. Selten vermehren sich die Bakterien auch in Wunden (Wundbotulismus) oder im Darm von Säuglingen (Säuglingsbotulismus). Beim Säuglingsbotulismus können die Sporen im Darm des Säuglings noch auskeimen, da die Darmflora bei ihnen noch nicht ausgereift ist und dort die Toxine bilden. Daher sollten Säuglinge vor dem ersten Lebensjahr keinen Honig erhalten.

Botulinumtoxin hemmt die Signalübertragung von Nerven zu Muskeln. Die Folge sind Lähmungserscheinungen. Bei einer durch verdorbenen Lebensmittel hervorgerufenen Vergiftung kommt es zunächst zu Übelkeit und Erbrechen, auch Durchfall und Krämpfe sind möglich. Nach und nach treten Lähmungserscheinungen auf. Schluck- und Sprechstörungen, Sehstörungen, trockener Mund bis hin zur Lähmung der Atemmuskulatur folgen nach und nach. Die Prognose bei einer derartigen Vergiftung mit Botulinumtoxin ist gut, sofern rechtzeitig Maßnahmen ergriffen werden Je früher behandelt wird, umso besser die Chancen einer Genesung. Die Behandlung muss intensivmedizinisch erfolgen. Es stehen wirksame Antiseren zur Verfügung, die das noch ungebundene Gift neutralisieren können.

Einige Tipps zur Vorbeugung einer derartigen Vergiftung:

  1. Keine aufgewölbten Konservendosen öffnen und verzehren
  2. Auf das Verfallsdatum achten
  3. Auf die richtige Lagerung von vakuumverpackten Lebensmitteln achten. Unter 8 Grad Celsius können sich die Keime nicht vermehren.
  4. Im Zweifelsfall die Lebensmittel 15 Minuten auf 100 °C erhitzen, hierbei wird evt. vorhandenes Gift zerstört.
  5. Kindern unter einem Jahr grundsätzlich keinen Honig geben.

1815 wurde der Botulismus erstmalig wissenschaftlich beschrieben. Bald darauf erkannte man den Wirkungsmechanismus des Giftes als Hemmung der Nervenleitung. Es folgte der vorsichtige Einsatz in extrem niedrigen Dosen für nervöse Störungen auf experimenteller Basis. Intensivste Forschungsarbeiten führten schließlich 1980 erstmalig dazu, dass Botulinumtoxin als zugelassenes Medikament gegen Schielen an freiwilligen Probanden verabreicht werden konnte.

2. Gefahr bei der Behandlung als Medikament?

Heute wird Botulinumtoxin für den medizinischen Einsatz in Zellkulturen hergestellt. Je nach Behandlung wird es sodann speziell aufbereitet, extrem verdünnt und in einer sehr kleinen Dosis verabreicht (injiziert). Botulinumtoxin ist für viele Krankheiten, die mit übermäßig angespannten Muskeln einhergehen, hochwirksam.

Für einige Krankheiten ist Botulinumtoxin sogar die einzig sinnvolle Therapie, so z. B. beim sogenannten Schiefhals und bestimmten Verkrampfungen der Augenmuskeln. Migräne kann wirksam behandelt werden und Vieles mehr. In der ästhetischen Medizin ist und bleibt Botox® das Mittel der Wahl zur Reduzierung mimischer Falten. In Abhängigkeit von der Dosierung kann ohne Weiteres vermieden werden, maskenhaft und ausdruckslos zu wirken.

In meiner Praxis taste ich mich als Spezialist für Faltenbehandlung demnach erstmal an den Patienten heran. Denn die gleiche Dosis kann sich von Patient zu Patient sehr unterschiedlich auswirken. Daher ist es ratsam, zunächst mit einer niedrigeren Dosis zu beginnen, um dann gegebenenfalls noch leichte Nachkorrekturen durchzuführen.

Fazit "Ist Botox gefährlich?"

Obgleich Botox ein gefährliches Gift ist, stellt es nicht nur eine schädigende Substanz dar, sondern hat auch eine helfende Wirkung. Voraussetzung ist die wissenschaftliche Kenntnis der Wirksubstanz und die saubere Herstellung des Medikamentes.

Die medizinische Verwendung z. B. zur Faltenbehandlung sollte nur von kompetenten Ärzten verantwortungsvoll eingesetzt werden. Bei korrekter Behandlung und Dosierung durch den Spezialisten ist Botox nicht gefährlich.

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